Die Filmstarts-Kritik zu The Social Experiment (2024)

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

The Social Experiment“ wurde zu Teilen in einem neueröffneten LED-Studio in Hamburg gedreht. Statt der üblichen Green Screens werden hier LED-Bildschirme eingesetzt, um virtuelle Hintergründe – in diesem Fall etwa eine Wüste oder eine Mondlandschaft – zu erzeugen. Das hat für die Macher*innen u. a. den Vorteil, dass man schon beim Dreh das (fast) fertige Ergebnis begutachten kann – und in der Post-Produktion nicht nur Zeit, sondern auch Geld einspart. In den meisten Szenen ist das in dem Social-Media-kritischen Escape-Room-Thriller auch gut gelungen. Aber was hat eigentlich das Publikum von dieser vor allem durch die „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ bekannt gewordenen Technik?

Im Vergleich zum üblichen Green-Screen-Vorgehen erst mal nicht viel. Aber das wäre ja auch völlig egal, wenn „The Social Experiment“ als spannender Thriller funktionieren würde. Nur wirkt das Skript von RegisseurPascal Schröder und HauptdarstellerinRaffaela Kraus leider so, als hätten sie in erster Linie den Auftrag verfolgt, ein paar spezifische Landschaftsarten für die LED-Screens unterzubringen – und drumherum irgendwie so etwas ähnliches wie eine Story zu basteln. Das Ergebnis ist eine Tech-Machbarkeitsstudie, die speziell dem Regisseur und seinem KameramannDaniel Schua eine Menge Meetings mit Produzent*innen einbringen wird, aber das gemeine Kinopublikum angesichts der völligen Beliebigkeit von Szenario und Figuren ratlos und genervt zurücklässt.

In der Escape-Room-Umgebung werden die Proband*innen mit fiesen Spielchen gegeneinander aufgehetzt.

Der 16-jährige Adrian (Marven Suarez Brinkert), seine Freundin Nancy (Emilia Djalili) und seine besten Freunde Dustin (Elmo Anton Stratz), Luke (Gustav Strunz) und Neil (Thapelo Mashiane) sind zu einer Escape-Room-Challenge in Hamburg eingeladen. Als der aufsteigende Social-Media-Star aber erfährt, dass er das Spiel nicht live streamen darf, will er die Sache schon wieder abbrechen. Doch als Siegprämie winken nicht nur 100.000 Euro, sondern auch viele neue Anhänger*innen für seine Social-Media-Kanäle – und diese Chance will sich der in Bezug auf seinen Fan Count ganz schön eitle Adrian nun wirklich nicht entgehen lassen.

Was die Jugendlichen allerdings nicht wissen: In Wahrheit handelt es sich bei dem Escape Room gar nicht um ein Spiel, sondern um ein wissenschaftliches Experiment, mit der die Leiterin Iris (Raffaela Kraus) und ihr Assistent Kai (Claudiu Mark Draghici) ihre soziale KI Kira (Stimme: Marion von Stengel) feintunen wollen. Das soziale Konstrukt der Gruppe soll bewusst aufgebrochen werden – wobei die Künstliche Intelligenz die Social-Media-Profile der Teilnehmer*innen studiert hat, um ihre verwundbarsten Stellen ausfindig zu machen. Nur ist bei diesem – wenig durchdacht wirkenden – Experiment schnell nicht nur die Freundschaft, sondern auch das Leben der Proband*innen in Gefahr…

Ein gescheitertes Experiment

Zu Beginn von „The Social Experiment“ wird die These aufgestellt, dass ein Algorithmus dich anhand von zehn deiner Likes in den sozialen Netzwerken besser kennt als deine Klassenkamerad*innen – und nach 70 Likes sogar besser als dein bester Freund oder deine beste Freundin. Aber dann nutzt Kira im Verlauf des Films kaum öffentlich gepostete Infos der Teilnehmer*innen, um sie an ihre Grenzen und darüber hinaus zu treiben – stattdessen kommen gehackte Videos und Chatverläufe zum Einsatz, die etwa offenbaren, dass Nancy mit einem anderen rumgemacht hat. Die behauptete Social-Media-Kritik verläuft sich so direkt im Sande …

… und sowieso scheint hier nichts wirklich durchdacht zu sein: Da sitzt die Projektleiterin Iris in der einen Szene noch mit einer Chipstüte da, um sich genüsslich am Leid der Proband*innen zu ergötzen – Marke Bond-Bösewichtin. Wenige Szenen später heult sie hingegen fast schon, weil sie so sehr mit den Jugendlichen in der Simulation mitleidet. Warum der plötzliche Sinneswandel? Wird nicht erläutert. Und so beliebig geht es bis zum ausgelutschten Klischee-Twist vor dem Abspann weiter: Adrian will seinem Kumpel die Fresse polieren, weil er was mit seiner Freundin hatte – und im nächsten Moment lässt er sich von ihm freiwillig den Arm brechen, um im Escape Room weiterzukommen. Die Schauspieler*innen haben angesichts solcher sich aufhäufenden Inkohärenzen kaum eine Chance, ihre Figuren glaubhaft mit Leben und Konflikten zu füllen.

Die Filmstarts-Kritik zu The Social Experiment (2)

Erst Bond-Bösewichtin, dann plötzlich empathische Komplizin der Proband*innen – aus Iris wird man einfach nicht schlau und das liegt nicht an ihrer Ambivalenz, sondern am mangelhaften Skript.

Für die Motivation hinter dem Experiment sowie die Rätsel in der Escape-Umgebung gilt dasselbe – alles offenbar ziemlich egal, solange man nur in der Wüste, auf dem Mond und in einer Eislandschaft landet. Es ist fast schon ein bisschen beruhigend, dass auch in dieser schönen neuen LED-Technik-Welt nicht viel geht, wenn das zugrunde liegende Skript nicht stimmt…

Fazit: Mehr Visitenkarte für Brancheninsider als Leinwandvergnügen für Kinofans. Viele Beteiligte gerade hinter der Kamera werden dank „The Social Experiment“ verdientermaßen noch Karriere machen, aber fürs Publikum ist die Tech-Studie angesichts des nahezu sinnfreien Skripts über weite Strecken eine ganz schöne Qual.

Wir haben „The Social Experiment“ beim Filmfest Hamburg 2022 gesehen.

Die Filmstarts-Kritik zu The Social Experiment (3)

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